Interview mit Frau Aufseherin

 

Sie organisieren seit 2018 drei bis vier Mal pro Jahr „Das Zuchthaus“ als authentisches Prison Play Project. Damit sind Sie jetzt im sechsten Jahr dabei und das Angebot hat sich etabliert. Was ist das Erfolgsrezept?

 

Die Aufseherin

Klasse statt Masse. Wir setzen auf ein qualitativ hochwertiges Angebot für Anhänger authentischer Prison-Events. Die Locations, mein Team, auch die während des Gefängnisaufenthalts ergriffenen Maßnahmen und die gesamte Organisation des Projekts müssen einfach stimmen. Ja, wir betreiben einen gewissen Perfektionismus und haben damit Erfolg. Die stetig steigende Zahl der internationalen Bewerber gibt uns Recht, der Aufwand ist aber auch nicht unerheblich.


Wer kann am Projekt teilnehmen?

 

Die Aufseherin

Am Anfang steht ein ausführlicher Neigungsbogen, den alle Bewerber verpflichtend und wahrheitsgemäß ausfüllen müssen. Die Informationen werden erst von meiner Sekretärin erfasst und dann von den erfahrenen Teammitgliedern sorgfältig ausgewertet. Auf Basis unserer langjährigen Erfahrung beurteilen wir die individuelle Eignung eines jeden Bewerbers und bewerten zudem die Gruppenkohäsion des jeweiligen Events. Am Ende steht entweder eine Zusage, wir machen dem Bewerber Änderungsvorschläge oder der Bewerber wird abgelehnt.


Kommt es oft vor, dass Bewerber nicht das bekommen, was sie gerne hätten?

 

Die Aufseherin

Ja, das kommt durchaus vor. Die Chance, den gewünschten Haftplatz zu erhalten liegt bei 50 Prozent. Von den verbleibenden 50 Prozent gibt es nochmal einen Prozentsatz, die final einen Rückzieher machen.Wenn wir dem Bewerber Änderungsvorschläge machen, bezieht sich das meist auf die gewünschte Haftdauer, die gewählte Einrichtung oder die Umbuchung auf einen anderes Event, wo das Setting der Mithäftlinge besser passt.


Wie ist das zu verstehen?

 

Die Aufseherin

Das Projekt bietet an drei Standorten unterschiedliche Möglichkeiten auf die individuellen Bedürfnisse und Potenziale der Häftlinge einzugehen. Mein Team und ich geben uns alle erdenkliche Mühe und setzen unsere ganze Erfahrung ein, damit jeder seinen passenden Platz findet. Es ist für alle Beteiligten frustrierend, wenn Häftlinge während der Haftdauer um vorzeitige Entlassung nachsuchen, da sie sich persönlich selbst überschätzt haben.

Ein anderer Punkt ist die no Show Quote, die wir im letzten Jahr drastisch verbessern konnten.Eine unbesetzte Zelle ist nicht nur für die Gruppendynamik suboptimal, sondern es geht auch um den Fakt, dass dieses Verhalten einem anderen potentiellen Interessenten die Möglichkeit genommen hat, an diesem Erlebnis teilzuhaben.


Drei unterschiedliche Standorte gibt es. Kann man die charakterisieren, was sind die Besonderheiten?

 

Die Aufseherin

Unser Hauptsitz ist die Justizvollzugsanstalt Kaltenstein II in Mitteldeutschland. Hier werden die Häftlinge in der Gruppe und seit 2024 auch einzeln durch mich und meine Crew betreut. Auch Entführungen und Gefangenen-Transporte sind hier und in der Schwarzen Anlage Lockwitz möglich Die Anlage in Dresden ist komfortabler und intimer und dient für kleinere Events sowie Individualtermine mit Frau Kaltenbach. Für kurzzeitige Einzelinhaftierungen auch in Kombination mit einer Entführung steht uns die Außenstelle The Sanctum in Hannover zur Verfügung. Hannover ist sozusagen die einsteigerfreundlichste Variante, was Dauer und Komfort angeht.


Wie erfolgt die Kommunikation zwischen ihnen und den Delinquenten während der Bewerbungs- und der Organisationsphase?

 

Die Aufseherin

Alle – und das muss ich immer wieder betonen – alle Korrespondenz erfolgt ausschließlich über Frau Trostreich im Sekretariat. Es kommt immer wieder vor, dass Elemente die Mitglieder unseres Teams einzeln direkt kontaktieren, und das zum Teil mehrfach. Das bindet unendlich viel Arbeitskraft und Zeit, die wir lieber auf die Vorbereitung der Aktionen verwenden möchten. Daher werden wir undiszipliniertes Kommunikationsverhalten in Zukunft nicht mehr akzeptieren. Wer sich nicht an die vorgegebenen Spielregeln der Kommunikation hält, schießt sich selber aus dem Rennen um die wenigen Haftplätze.


Wie bereiten Sie und die Mitglieder ihres Teams sich auf das Projekt vor?

 

Die Aufseherin

Vielen ist nicht klar, wie viel Arbeit die Organisation eines jeden Events erfordert. Manche denken, dass das alles vom Himmel fällt. Die Termine in den Haftanstalten müssen zum Teil ein Jahr im Voraus reserviert werden. Damit sind sie für uns verbindlich; alle unsere Teammitglieder können sich dann nichts anderes mehr vornehmen. Die Organisation und der Transport von Ausrüstung und Gerätschaften erfordert viel Zeit. Zum Teil reisen wir über viele hundert Kilometer zum Einsatzort an. Und letztlich arbeiten wir gemeinsam für jeden Häftling ein Haftprogramm aus, das seinen individuellen Interessen und Potenzialen entspricht. Das alles verlangt viel Zeit.


Was raten Sie Bewerbern?

 

Die Aufseherin

Seid ehrlich zu euch selbst und zu uns. Werdet euch klar darüber, was ihr wirklich wollt und was ihr könnt. Die FAQ, die den Interessenten nach Anmeldungsprozess von uns zur Verfügung gestellt werden, müssen unbedingt gelesen und akzeptiert werden, erst dann wird der Bewerbungsprozess fortgesetzt! Füllt den Neigungsbogen wahrheitsgemäß aus und beantwortet alle unsere Nachfragen wahrheitsgemäß. Im eigenen Interesse!